Gute zehn Jahre ist es her, dass ein 15-Jähriger in Folge der Scheidung seiner Eltern auf die schiefe Bahn geriet. Vom Gymnasium ging es runter bis zur Hauptschule. Und auch dort wurde er von drei verschiedenen Schulen rausgeworfen. Inkompatibel mit der Gesellschaft und ihren Erwartungen. Alle waren hilflos. Keiner wusste mit ihm umzugehen.
Bis auf einen.
Ein einziger Lehrer machte alles anders als seine bisherigen Kollegen. Er wusste, wie er ihn zu nehmen hatte, er förderte und forderte ihn. Das war das große Glück für diesen jungen Mann. Er schaffte die Wende und entdeckte seine enorme Leistungsfähigkeit und seinen starken Willen. Zuerst holte er seinen Re- alschulabschluss nach, dann das Abitur. Schließlich schloss er sogar sein Studium als Bester des gesamten Bundeslandes ab.
Schon lange bevor sich der Lehrer des Jungen annahm, hatten diese große Energie und dieser starke Wille in dem jungen Mann gesteckt. Das Potential war also schon immer vorhanden, es blieb allerdings lange Jahre ungenutzt.
Was können Führungskräfte daraus lernen?
So oft erlebe ich in Unternehmercoachings, dass eine Führungskraft der mittleren Ebene „abgeschrieben“ wird, im Sinne von: „Aus dem wird doch eh nichts mehr“. Das mag im Einzelfall tatsächlich mal so sein. Aber viel häufiger wird den Unternehmern bewusst, dass die schlechte Performance und die Widerstände dieses Mitarbeiters nichts anderes sind als das Ergebnis jahrelang falscher Ansprache, durch den Unternehmer selbst oder durch dessen Umfeld.
Wird das Verhalten des Mitarbeiters lange Zeit als „Aktion“ erlebt, wird im Coaching häufig klar, dass es sich vielmehr um eine „Re-Aktion“ handelt. Eine äußerst hilfreiche Erkenntnis ist das. Denn sie macht deutlich, dass der Unternehmer alle Möglichkeiten zur Veränderung selbst in der Hand hält.
„Widerstand ist eine Folge mangelnder Flexibilität des Führenden“, heißt es sehr passend. Wer diesen Zusammenhang zu nutzen weiß, kommt weiter.