Die Rede, die mir meinen Weg zeigte

Abi 1985 – und meine Mitschüler halten mir den Spiegel vor.

„Quod licet Jovi, non licet bovi“, schrieben sie unter mein Foto. Sollte heißen: Was Johannes sich herausnehmen darf, dürfen wir anderen noch lange nicht. 🐂 … 🫏

Und tatsächlich war ich schon als Schüler so frei, stets zu sagen, was ich denke. Opportunismus war noch nie mein Ding.

Doch das hatte Folgen. 😳

Nachdem ich mich anfangs noch geziert hatte, ließ ich mich dann doch noch überzeugen, die Abi-Rede zu halten. 🤓 Es war zugleich die 50-Jahr-Feier des Gymnasiums, weshalb außer Eltern und Lehrkörper (was für ein Wort!) auch hochrangige Lokalprominenz mit anwesend war.

Ich lobte viel, ich war selbstkritisch, es ging um die Schule, genauso wie um das Leben danach. Und es ging um drei oder vier meiner Lehrer, die ich als großartige Vorbilder empfunden und bei denen ich mich in der Rede namentlich bedankt habe. 🙏🏻

Aber es ging auch um diejenigen Lehrkräfte, deren Unterricht eine Katastrophe war 🤨 und die ich – mit direktem Blickkontakt, aber ohne Namen – ebenfalls angesprochen habe.

Den „Ritterschlag“ bekam ich wenige Wochen später mit der Festschrift zum Jubiläum. Der Direktor: Die Feier konnte trotz der takt- und niveaulosen Passagen in der Rede eines Abiturienten kaum gestört werden.

Eine kleine narzisstische Kränkung war das ja schon, wenn ich ehrlich bin. 😒

Aber so begab ich mich – Achtung: Ironie – auf die Suche nach einem Beruf, in dem ich dafür bezahlt werde, das zu sagen, was ich sehe und dazu denke.

Make a long story short: Ich wurde Unternehmercoach.

In meinen ersten Jahren durfte, nein: musste ich lernen, dass nicht alle, die mich beauftragen, auch den Spiegel vorgehalten bekommen wollen. Heute wird das bereits in der Auftragsklärung deutlich, und mir bleiben Waterloos wie zu Beginn meiner Arbeit zum Glück erspart. 😅

Auch durfte ich lernen, meine Kritik stets so zu verpacken, dass mein Gegenüber sie gut annehmen kann. Draufhauen ist leicht. Aber kritische Punkte ebenso klar wie wertschätzend zu formulieren, ist eine große Kunst.

Was erkennst Du bei Deinem jungen Ich, wo Dein späterer Weg schon angelegt war? Schreib mir gerne hier.

INTERESSE
AN EINEM
EINZEL
COACHING

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