Die Vita zählt, oder?

“Ist mein Sohn oder die Tochter besser geeignet, mir nachzufolgen?“ fragte mich ein Unternehmer.

Darauf antworte ich mit einer wahren Geschichte.

Nämlich der von einem Maschinenbauer aus dem „Ländle“. 

Vor 100 Jahren gegründet, stand dieses Unternehmen Anfang der 2000er nämlich vor genau dieser Frage. 

Der Unternehmer hieß Berthold Leibinger, und wie er die Nachfolge bei seinem Unternehmen Trumpf regelte, kann ich nur als vorbildlich bezeichnen.

So berichtet Leibinger in seinen Memoiren, dass „natürlich“ erst einmal sein Sohn Peter als Nachfolger vorgesehen war. Er schien perfekt geeignet, nachdem er Maschinenbau studiert und einige Jahre in den Staaten verbracht hatte. 

Seine Schwester Nicola dagegen hatte Germanistik und Japanologie studiert. Da denkt sicher keiner an die Führung eines großen Werkzeugmaschinenherstellers.

Tja, und dann entschied sich Leibinger gegen den Sohn und für die Tochter als Nachfolgerin. 

Ein Ingenieur wäre zwar naheliegend gewesen. Aber, so schreibt er: Letztlich sind eben nicht die technischen Kompetenzen entscheidend, sondern „Hingabe, klare Führungsfähigkeit und ein Gefühl für Menschen […]. Was wir Firmenkultur nennen, glaubte ich bei Nicola am besten aufgehoben.“
Richtig geglaubt und richtig entschieden, kann man da 19 Jahre später nur feststellen. 

Seit Nicola Leibinger-Kammüller die Führung übernommen hat, hat sich der Umsatz von 1,4 auf 5,4 Milliarden Euro gesteigert und das EBIT legte (nach Corona-Krise) um 31% auf 615 Mio. Euro zu. 

Man müsste es in Stein meißeln und in jedem Betrieb an die Wand hängen: 

Persönlichkeit und soziale Kompetenz einer Führungskraft sind relevantere Faktoren für den Unternehmenserfolg als die Fachlichkeit.

Oder, wie seht ihr das?

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