Ich war auf Entzug – und hier ist mein Bericht

Zwölf Jahre ist es her, dass ich der Versuchung nicht mehr widerstehen konnte. Schon länger hatte ich von einer neuen Droge gehört. Und wer sie schon ausprobiert hatte, klang davon extrem begeistert.

Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Dealer. Er hieß Steve. Jobs hatte der Kerl nur einen: immer neue Leute von sich und seiner Designerdroge abhängig zu machen. Er war darin ziemlich geschickt. Denn er tat, als ginge es um so etwas Gesundes wie Äpfel oder Birnen. Und um keinen Verdacht zu erregen, gab er seinen Drogen einfach nur Nummern. 4 war meine erste Droge. Heute bin ich bei 11. Eine traurige Karriere, die ich da durchlaufen habe …

In den vergangenen Monaten war mein Konsum nun ziemlich aus dem Ruder gelaufen. Geschätzte 30 mal am Tag musste ich zugreifen. Denn wie das so ist mit den Drogen: je länger du sie nimmst, umso mehr brauchst du davon. Gleichzeitig war es einfach nur noch unbefriedigend und höhlte mich geradezu aus. Was bringt es einem schon, zig mal am Tag von der „Tagesschau“ oder dem „Spiegel“ eine Dosis zu nehmen, wenn das, was du dafür bekommst, dich mehr depri als glücklich macht?!

Anstatt mich in eine Entzugsklinik zu begeben, beschloss ich deshalb mich selbst zu entziehen. Die strikte, selbstgesetzte Regel in den ersten fünf Tagen lautete: null Konsum, totaler Verzicht. Die ganz harte Tour also, so dachte ich zumindest.

Denn was dann geschah, hatte ich überhaupt nicht erwartet: es war total einfach! Anfangs zumindest. Null Problem, nicht mehr ständig zum iPhone greifen zu müssen. Es hat sogar richtig gut getan. Ich fühlte mich frei und erleichtert.

Trotzdem, ab Tag 6 änderte ich die Regel: Einmal morgens, nach der ersten Tasse Kaffee, alle Nachrichten-Apps durchlesen – und danach wieder garnichts mehr. Das war optimal: denn auf der einen Seite stillte es mein Bedürfnis nach Informiertsein. Gleichzeitig merkte ich, dass sich der Rest des Tages viel besser anfühlte. Das wahre Leben um mich herum erscheint mir deutlich attraktiver, als mir alle paar Minuten eine digitale Dröhnung reinzuziehen, nur weil ich gerade in einer Schlange vor der Kasse stehe, im Stau mich langweile, oder darauf warte, dass eine Website endlich lädt.

Drum mache ich jetzt erstmal genau so weiter: ich sammle für weitere 2 Wochen meine Erfahrungen und entscheide dann neu, wie ich weiter vorgehen werde. Ich bin gespannt!

Und ihr? Kennt ihr auch dieses „Suchtproblem“? Von welchen Apps seid ihr besonders abhängig? Wie habt ihr das für euch gelöst? Oder einfach: Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?

INTERESSE
AN EINEM
EINZEL
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