Was für ein Workshop! So etwas habe ich auch schon lange nicht mehr erlebt: Geschäftsleitung und Fachbereichsleiter waren zusammen gekommen, um strukturelle Fragen ihrer Organisation zu diskutieren. Im Hintergrund, da war ich im Vorhinein gebrieft worden, schwelte schon lange ein Konflikt mit einem der GL-Mitglieder.
Am ersten Tag hatte die Gruppe sich bereits an den „begrabenen Hund“ heran machen wollen, war aber an ihren Blockaden gescheitert: Ängste, größte Skepsis und viel Unsicherheit mit solchen Prozessen waren noch größer als der Wunsch nach Klärung. Die Gruppe kam aus ihrem Schweigen nicht heraus – und nahm sich ein anderes, harmloseres Thema.
Den nächsten Tag begann ich mit paarweisen Feedbackprozessen, die dankbar angenommen wurden und unter guter Beteiligung konstruktiv abliefen. Zurück im Plenum die Frage, was noch offen ist, das hier im Plenum zu klären ist. Und wieder Schweigen.
Nach ca. 14 Jahren Moderation solcher Prozesse war es dann zum ersten Mal so weit, dass ich – bewusst und kontrolliert – sehr emotional deutlich gemacht habe, was ich von einem solchen Verhalten halte. Nämlich garnichts. Und dass es nicht dem Anspruch entspricht, den ich als Vorgesetzter an meine Führungskräfte hätte.
Und siehe da: es kam Bewegung auf. Das Sich-Öffnen begann. Die Aussagen wurden immer klarer, immer direkter, immer konkreter. Und am Ende belohnte die Gruppe sich selbst, indem deutlich wurde, dass sie Qualität und Tiefgang des zweiten Tages sich selbst erarbeitet hatte.